Kurze Geschichte des Cherisy-Projektes
Die Vorgeschichte
Die 1936 von den Nazis gebaute Cherisy-Kaserne, war von 1945-1978 unter dem Namen "Quartier Bonaparte" in den Händen der französischen Alliierten.
Die achtziger Jahre
Nachdem die Franzosen abgezogen waren und der Komplex ungenutzt verrottete, bemühte sich der Verein ESG e.V. um einen Pachtvertrag zunächst von Block 1, dann auch von den Blöcken 2-4.
Der Verein hatte sich 1972 aus Mitgliedern der Evangelischen Studentengemeinde gegründet. Im damals eher konservativen Konstanz hatten es Studenten sehr schwer Zimmer zu finden. Dem im kirchlichen Umfeld agierenden Verein gelang es mehrere Wohnungen für studentische WGs in Konstanz anzumieten. Da ein Pachtvertrag für die Cherisykaserne 1982 nur für 10 Jahre
möglich war, die weitere mögliche Nutzung der Kaserne eventuell durch die Bundeswehr war noch unklar, wollten sich andere Bewerber wie z.B. das Studentenwerk nicht auf dieses Abenteuer einlassen. So bekamen wir unsere Chance.
Die ehemalige Kaserne wurde vom Verein, den zukünftigen Bewohnern, arbeitslosen AkademikerInnen, Studierenden und alternativen HandwerkerInnen in Eigenarbeit nach und nach bewohnbar gemacht.
Das Ziel war günstigen studentischen Wohnraum zu schaffen und alternative Wohnformen zu verwirklichen, wie Wohngemeinschaften.
1985 gründete sich die Neue Arbeit g GmbH mit zwei Gesellschaftern, den ESG e.V. und den damals neu gegründeten Verein Soziale Arbeit. Beide Vereine sind seitdem zu jeweils 50 % Gesellschafter der Neuen Arbeit. Die Pachtverträge, das Bilanzvermögen, Fahrzeuge, Werkzeuge und Maschinen wurden vom ESG e.V. an die neu gegründete Gesellschaft per Schenkungsvertrag überschrieben.
Die weitere Entwicklung bis heute
Im Laufe der Jahre wurden durch die Aufnahme von Darlehen und die öffentliche Förderung, die an die Sozialbindung der Wohnungen und an die Gemeinnützigkeit gekoppelt waren, sechs Blöcke, sowie ein Drittel von Block V käuflich erworben, zuletzt davon 2008 die ehemalige Limousin in der Wollmatinger Straße, wie auch Flächen in Block VII. Heute wird das Projekt von der gemeinnützigen Neuen Arbeit gGmbH durch einen Geschäftsführer geleitet. Gleichberechtigte Gesellschafter dieser GmbH sind nach wie vor zu je 50% die gemeinnützigen Vereine "Soziale Arbeit e.V." und "ESG e.V.". Die Mitglieder der Sozialen Arbeit rekrutieren sich überwiegend aus den Beschäftigten der Neuen Arbeit gGmbH, der Verein ESG besteht überwiegend aus Teilen der Bewohner. Die Vereine bestimmen auf Grundlage von Mitgliederversammlungen und Entsendung ihrer Vorstände in die Gesellschafterversammlung
der Neuen Arbeit gGmbH über alle Angelegenheiten der gGmbH, soweit sie nicht dem Geschäftsführer im Rahmen des Gesellschaftsvertrages übertragen sind. Das Tagesgeschäft liegt in den Händen der Geschäftsführung. Das Projekt entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem in Deutschland bis dahin beispiellosen selbstverwalteten sozialen Beschäftigungs- und Wohnmodell. Meilensteine waren dabei die Gründung von handwerklichen Eigenbetrieben und eines Kindergartens. Die Aufnahme von Flüchtlingen in Wohngemeinschaften hat seit Anbeginn einen hohen Stellenwert. Das Quartier wurde zum Standort von Handwerksbetrieben, Kleingewerbe, Sport, sozialen und kulturellen Initiativen z.B. Contrast, Zebrakino und Kulturladen, und dem Tagestreff „Die Brücke“ der Diakonie Radolfzell. Es gibt Wohngemeinschaften für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, psychisch angeschlagene Menschen und Alleinerziehende.